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Geschichte - Ein Text von Joachim Noack aus dem Jahr 1978

K n a p s a c k
 
ist eine Industrieansiedlung vor den Toren von Köln, Produktionsstätte verschiedener Chemie- und Braunkohlenfabrikationen.
 
Das Wohnen dort war noch nie angenehm, die Chemie riecht man eben, und die ständigen Rauchwolken verfinstern oft die Sonne, die hundert Meter weiter wieder scheint. Drum regnet es hier auch öfter als nebenan.
 
Dazu kam früher der Staub, damals, als Gefühl und Technik für Umweltschutz noch wenig entwickelt waren. Trotz allem wohnen dort Menschen, schaffen sich ihre Heimat, leben dort.
 
Um das richtig zu verstehen, muss daran erinnert werden, dass es früher einmal die Direktoren waren, die am dichtesten neben den Fabriken wohnten, je höherstehend in der Hierarchie, desto näher am "Werk".
 
Auch heute noch kann man keine Fabriken in die weniger entwickelten Gebiete unserer Welt verkaufen, wenn die Fabrik weder durch Lärm, noch durch Rauch, noch durch Gestank den Stolz ihrer Besitzer hinausträgt.
 
Nicht Strafe, sondern Auszeichnung war es einst, hier wohnen zu dürfen. Aber das ist schon lange her, heute antwortet man auf die Frage nach dem Wohnort eher verwaltungsmässig mit "Hermülheim" oder "Hürth".
 
Nicht mehr lange, denn die Braunkohle, wenige Meter unter den Kellern soll ans Tageslicht gebracht werden, sagt man.
 
Damit sind Knapsacks Tage gezählt, Grundstücke, Häuser, Heimat wird aufgekauft, "entwohnt" und abgerissen. Plötzlich steht eine Reinigung, früher neben dem Haushaltswarengeschäft und dem Fleischer, gegenüber Bäcker und Kolonialwarenladen, plötzlich also steht sie alleine da.
 
Was einmal Hauptstrasse war, ist reduziert auf die Andeutung eines einzigen Ladens, der Rest ist Unkrautfeld und verblassende, sich enfernende Erinnerung.
 
Wem jetzt das Klischee von der technischen Revolution, die ihre Kinder frisst, oder eine andere Plattheit einfällt, sei vor solcher Einfalt gewarnt.
 
Ohne Energie aus Kraftwerken liesse es sich wahrscheinlich auch leben, aber ganz sicher nicht mehr so gut, Chemie stinkt bei der Herstellung, soll das Endprodukt noch bezahlbar bleiben, nur ohne sie wäre unser Leben weitaus weniger angenehm, und das Abreissen von Häusern ist nicht immer eine Aktion moderner Vandalen, so schmerzlich oder ungerecht die Verkaufsverhandlungen im Einzelfall auch ablaufen mögen.
 
Knapsack ist also kein Synonym für kapitalistische Gewinnsucht oder menschenverachtende Technisierung, auch wenn sich der Fotograf am Ort dem Vorwurf kommunistischer Agitation ausgesetzt sieht.
 
Knapsack - das ist überhaupt kein Synonym für eine der üblen ja-nein, schwarz-weiss- Alternativen.
 
Wenn "Knapsack" überhaupt als Kürzel für etwas steht, dann nur für die Komplexität einer Erfahrung, in der sich Erleichterung, Bedauern, Mitleid, Wehmut, Aufatmen und andere Emotionen in vielen Assoziationsketten in verschiedenen Bewusstseinsebenen kreuzen und durchdringen.
 
Joachim Noack Berlin 1978
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Dieser Text

begleitete mich zu diesem Thema, von der Dunkelkammerarbeit bis zur Auswahl der Bilder für die Ausstellung.
Man mag mir nun in Knapsack nachweisen, dass der Bäcker früher nicht gegenüber der Reinigung, sondern fünf Häuser rechts (oder links) daneben war,  daß Rheinbraun mit dem Ende des "Wohngebietes Knapsack" überhaupt nichts zu tun hat, ja dass Bilder von der Grube Fortuna nichts mit Knapsack zu tun hätten, hier lägen ja nur die Gruben Theresia und Vereinigte Ville,
 
daß ... daß .. - ja selbst gegen den Vorwurf bin ich machtlos, in und um Knapsack herum wäre noch nie Gerste angebaut worden. *
 
Dazu nur Eines:
 
Zur Beschreibung eines Ortes reicht es nicht aus, nur geografisch lokalisierbares aufzuzeigen, ebensowenig reicht es aus, nur zu zeigen, dass etwas geschieht.
 
Joachim Noack
 
*
bezieht sich auf ein Bild der Ausstellung, auf dem ein Gerstenfeld gezeigt war.
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